Energiekosten als unterschätzter Kostenfaktor
In vielen Unternehmen werden Energiekosten als fixer Posten betrachtet, an dem sich kaum etwas ändern lässt. Doch das ist ein Irrtum: Gerade in Bürogebäuden und Verwaltungseinrichtungen gibt es enormes Einsparpotenzial. Studien zeigen, dass deutsche Unternehmen durch gezielte Maßnahmen zur Energieeffizienz ihre Energiekosten um durchschnittlich 20-30% senken können – und das oft mit überschaubaren Investitionen.
Neben der Kostenersparnis gibt es weitere gute Gründe für mehr Energieeffizienz im Büro: Die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks verbessert die Ökobilanz des Unternehmens und kann als positives Signal an umweltbewusste Kunden und Mitarbeiter kommuniziert werden.
Die größten Energieverbraucher im Büro
Um gezielt Energie einsparen zu können, muss man zunächst wissen, wo die größten Verbraucher lauern. In typischen Büroumgebungen verteilt sich der Energieverbrauch wie folgt:
- Heizung und Klimatisierung: 40-60% - Der größte Energieverbraucher in den meisten Bürogebäuden
- Beleuchtung: 20-30% - Besonders in Großraumbüros ein erheblicher Kostenfaktor
- IT und Bürogeräte: 15-30% - Computer, Server, Drucker, Kopierer und andere Geräte
- Sonstige Verbraucher: 5-10% - Küche, Aufzüge, Lüftung etc.
Effiziente Heizung und Klimatisierung
Da Heizung und Klimatisierung den Löwenanteil des Energieverbrauchs ausmachen, lohnt es sich, hier anzusetzen:
Richtige Temperatureinstellung
Jedes Grad weniger bei der Heizung spart etwa 6% Heizenergie. Als optimal gelten im Büro 20-22°C. Im Sommer sollte die Klimaanlage nicht kälter als 24-26°C eingestellt werden, um einen übermäßigen Energieverbrauch zu vermeiden.
Intelligente Thermostate
Programmierbare Thermostate ermöglichen eine bedarfsgerechte Steuerung der Heizung. In Zeiten, in denen das Büro nicht genutzt wird (nachts, am Wochenende), kann die Temperatur automatisch abgesenkt werden.
Optimierung der Gebäudehülle
Eine gute Dämmung des Gebäudes reduziert den Wärmeverlust erheblich. Falls umfassende Sanierungsmaßnahmen nicht möglich sind, können auch kleinere Maßnahmen wie das Abdichten von Fenstern und Türen oder der Einbau von Wärmeschutzfolien an Fenstern den Energieverbrauch senken.
Effiziente Heiz- und Kühlsysteme
Moderne Wärmepumpen, Brennwertkessel oder Fernwärme sind deutlich effizienter als alte Heizsysteme. Bei der Klimatisierung lohnt sich der Einsatz von Systemen mit hoher Energieeffizienzklasse.
Sparsame Beleuchtung
Die Beleuchtung ist ein weiterer großer Energiekostenblock, bei dem sich mit relativ geringem Aufwand viel sparen lässt:
Umrüstung auf LED
LED-Leuchten verbrauchen bis zu 80% weniger Strom als herkömmliche Glühlampen und bis zu 50% weniger als Energiesparlampen. Zudem haben sie eine deutlich längere Lebensdauer, was die Wartungskosten reduziert. Die Umrüstung auf LED-Beleuchtung amortisiert sich in der Regel innerhalb von 1-3 Jahren.
Intelligente Beleuchtungssteuerung
Präsenzmelder und Bewegungssensoren sorgen dafür, dass Licht nur dann brennt, wenn es tatsächlich benötigt wird. In Kombination mit Tageslichtsensoren, die die Helligkeit der künstlichen Beleuchtung an das vorhandene Tageslicht anpassen, lassen sich weitere 30-50% Beleuchtungsenergie einsparen.
Optimale Lichtplanung
Eine durchdachte Lichtplanung stellt sicher, dass Licht gezielt dort eingesetzt wird, wo es benötigt wird. Arbeitsplatzleuchten können beispielsweise die großflächige Deckenbeleuchtung ersetzen oder ergänzen.
Energieeffiziente IT-Infrastruktur
Die IT-Infrastruktur ist in modernen Büros ein bedeutender Energieverbraucher. Hier gibt es verschiedene Ansatzpunkte für mehr Effizienz:
Energieeffiziente Hardware
Beim Kauf neuer Geräte sollte auf Energieeffizienzlabel wie Energy Star oder den Blauen Engel geachtet werden. Laptops sind in der Regel deutlich sparsamer als Desktop-PCs.
Richtiges Energiemanagement
Alle Geräte sollten mit optimalen Energiespareinstellungen konfiguriert sein. Standby-Zeiten können verkürzt und nach Feierabend sollten alle nicht benötigten Geräte komplett ausgeschaltet werden – idealerweise über abschaltbare Steckerleisten, um auch den Standby-Verbrauch zu eliminieren.
Serverkonsolidierung und Virtualisierung
Durch die Konsolidierung mehrerer physischer Server auf einen leistungsfähigeren Server oder den Einsatz von Virtualisierungstechnologien kann die Auslastung der Server optimiert und der Energieverbrauch deutlich reduziert werden.
Cloud-Dienste
Die Auslagerung von IT-Diensten in die Cloud kann ebenfalls zur Energieeinsparung beitragen, da Cloud-Anbieter in der Regel deutlich effizienter arbeiten können als kleine, unternehmenseigene Serverräume.
Mitarbeiter-Engagement und Verhaltensänderungen
Technische Maßnahmen allein reichen nicht aus – auch das Verhalten der Mitarbeiter spielt eine entscheidende Rolle für den Energieverbrauch im Büro:
Sensibilisierung und Schulung
Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über die Bedeutung von Energieeffizienz und schulen Sie sie in energiesparendem Verhalten. Konkrete Verhaltenstipps wie das Ausschalten des Lichts beim Verlassen des Raumes oder das vollständige Herunterfahren des Computers am Ende des Arbeitstages sollten vermittelt werden.
Anreize schaffen
Setzen Sie Anreize für energiesparendes Verhalten, beispielsweise durch Wettbewerbe zwischen verschiedenen Abteilungen oder die Beteiligung der Mitarbeiter an den erzielten Einsparungen.
Feedbacksysteme
Machen Sie den Energieverbrauch transparent, indem Sie regelmäßig über den aktuellen Verbrauch und erzielte Einsparungen informieren. Visualisierungen können dabei helfen, das Thema greifbarer zu machen.
Fördermittel und Finanzierung
Für Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen stehen verschiedene Förderprogramme zur Verfügung:
- Die KfW bietet zinsgünstige Kredite und Zuschüsse für energetische Sanierungen und den Einsatz hocheffizienter Technologien.
- Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert unter anderem die Energieberatung für Unternehmen sowie Maßnahmen zur Optimierung von Heizungs-, Kälte- und Lüftungsanlagen.
- Auf Landes- und kommunaler Ebene gibt es häufig weitere Förderprogramme.
Zudem bieten viele Energiedienstleister Contracting-Modelle an, bei denen die Investitionskosten aus den späteren Energieeinsparungen finanziert werden.
Fallbeispiel: Mittelständisches Softwareunternehmen
Ein Softwareunternehmen mit 50 Mitarbeitern in Frankfurt am Main hat durch folgende Maßnahmen seinen Energieverbrauch um 35% reduziert:
- Umrüstung der gesamten Beleuchtung auf LED mit intelligenter Steuerung (Investition: 12.000 €, jährliche Einsparung: 3.800 €)
- Installation einer modernen Heizungssteuerung mit Einzelraumregelung (Investition: 8.500 €, jährliche Einsparung: 4.200 €)
- Optimierung der IT-Infrastruktur durch Serverkonsolidierung und konsequentes Energiemanagement (Investition: 5.000 €, jährliche Einsparung: 2.600 €)
- Sensibilisierung der Mitarbeiter durch Workshops und regelmäßige Informationen (Kosten: 2.000 €, jährliche Einsparung: 1.900 €)
Die Gesamtinvestition von 27.500 € amortisierte sich bereits nach 2,2 Jahren. Neben den finanziellen Einsparungen konnte das Unternehmen seinen CO2-Ausstoß um 45 Tonnen pro Jahr reduzieren.
Fazit: Der Weg zum energieeffizienten Büro
Der Weg zu mehr Energieeffizienz im Büro beginnt mit einer gründlichen Analyse des Ist-Zustands. Ein Energieaudit oder eine professionelle Energieberatung kann dabei helfen, die größten Einsparpotenziale zu identifizieren.
Anschließend sollte ein Maßnahmenplan erstellt werden, der sowohl kurzfristig umsetzbare Maßnahmen mit geringem Investitionsaufwand als auch mittel- und langfristige Investitionen umfasst. Dabei sollten stets die Wirtschaftlichkeit und die zu erwartenden Amortisationszeiten berücksichtigt werden.
Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist die kontinuierliche Überwachung und Optimierung des Energieverbrauchs sowie die aktive Einbindung aller Mitarbeiter.
Investitionen in Energieeffizienz sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern schonen auch den Geldbeutel – eine klassische Win-win-Situation, die kein Unternehmen ignorieren sollte.
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